Die Wildschweine

Bolle und Co. oder vier Frischlinge ziehen aus den Seebädern nach Labömitz

Wir schreiben das Jahr 2006, genau genommen den 04. Juni, als sich für vier Frischlinge das Leben grundlegend verändern sollte.

Doch lest selbst, was Bolle, Eberhard und ihre Schwestern Cleo und Minna erlebten. Übrigens sie zählen heute über 17 Jahre. In freier „Wildbahn“, so Ihnen keine Kugel das Leben verkürzt, schaffen sie zwischen acht und dreizehn Lenze.

Doch nun lauscht Bolle

Unser Leben fing recht stürmisch an. Schon seit Tagen irrten wir ohne Mutter, die wir verloren hatten, in der Hoffnung auf Essen oder Trinken umher. Weit und breit kein Tier unserer Art.

Ich Bolle bin ein Wildschwein. Ja, sie lesen richtig. Wildschwein. Wir, meine Geschwister und ich liefen im Alter von ca. 6 Wochen allein auf einer Promenade in einem feinen Seeheilbad umher.

Doch dann hatten wir richtig Glück. Es kamen Bernd Wetzel und sein Cousin Ralf auf uns zu und erbarmten sich unser. Ehrlich, wir waren auch zu entkräftet, um noch fortzulaufen. Also ab in den Käfig und los ging es in die Ungewissheit.

Obwohl uns die alten Tiere unserer Rotte immer sagten, die Menschen sind böse, wollten wir unsere eigenen Erfahrungen machen. Was blieb uns in dieser Situation auch anderes übrig. Und so kamen wir auf einen Hof mit sehr vielen Tieren. Was würde uns hier erwarten, diese Frage beschäftigte uns sehr. Aber alles halb so schlimm. Die Menschen gaben uns sofort Futter und Wasser. Wasser, naja, nicht unbedingt notwendig. Aber die Uschi und der Bernd waren so lieb und gaben uns Milch. Da fühlten wir uns doch fast wie bei Muttern, die uns sehr fehlte. Doch das hinderte uns nicht daran, erst einmal einen ausgedehnten Schlaf einzulegen.

Am nächsten Tag, nach einer ruhigen Nacht in Sicherheit, durften wir dann unser neues Zuhause begutachten. Es war ein großer Hof mit so vielen verschiedenen Tieren. Meine Güte was hier alles lebte. Da passten wir sehr gut hinein. Dazu wurde uns wieder Milch gereicht. Oh, wie die schmeckte – ohne Angst um das eigene Leben.

Die Zeit verging und wir sollten aus dem Stall in ein Außengehege umziehen.

Das war nur für uns errichtet worden. Eigentlich recht cool. Mittig ein kleines Haus, welches wir allerdings als überflüssig ansahen. Wir waren der Meinung, dass Wildschweine kein Haus benötigen. Also machten sich Eberhard und ich uns daran, dieses abzubauen. Es machte riesigen Spaß, nur die Menschen fanden das nicht so toll. Aber erst einmal zerlegt, wurde es auch nicht wieder aufgebaut. Dadurch hatten wir dann auch mehr Platz zum Spielen.

So gingen die Jahre ins Land. Wir wuchsen zu stattlichen Wildschweinen heran. Die Natur gab uns Kraft, die wir nicht unbedingt richtig einzusetzen wussten. Und so kam es wie es kommen musste. Wir schreiben den 21.07.2010. Bei einem unserer Spiele verletzte ich Eberhard so schwer verletzt, dass er über die Regenbogenbrücke gehen musste.  

Als Trio oder richtigerweise als Wildschweinrotte ging es weiter. Üblicherweise übernimmt eine Wildschweindame das Zepter. In unserem Fall also abwechselnd Minna und Cleo. Aber ich wäre nicht Bolle, wenn ich mich damit abgefunden hätte. Vor allem, wenn es ins Außengehege ging, war ich vorne. Zwar gab es danach zumeist Stress mit einer der Damen. Aber schön war es doch! Dann verstarb überraschenderweise Cleo, die eigentlich viel fideler als Minna war. Darüber kam ich nur langsam hinweg. Doch durch den Umzug in unser neues Aussengehege blüten Minna und auch ich wieder auf. Dieses schöne Leben wollen wir noch einige Zeit genießen.


Patenschaft für Bolle und Minna



Zum Abschluss noch ein Wort in eigener Sache, die artgerechte Haltung wurde oftmals angemahnt. Allerdings aufgrund unseres Alters können die äußeren Umstände so falsch nicht gewesen sein, oder??

Ein Leben ist endlich, auch ein tierrisches… wir verabschiedeten Minna

„Die Erinnerung ist ein Fenster,durch das wir Dich sehen können, wann immer wir wollen.“🌈

Good bye Minna – 17 Jahre, eine schöne und lange Zeit 😘🐗🙏

Heute Abend ließen wir unsere Minna, eine der letzten Handaufzuchten des Hofes, gehen.

Das gesamte Team inklusive der Ziehmutter Uschi waren dabei und erwiesen ihr die letzte Ehre.

Die Wildschweindame blühte in den letzten zwei Jahren noch einmal richtig auf. Das schöne Aussengehege, in dass sie mit Bolle im Dezember 2021 zogen, sah man ihr auch körperlich an. Sie legte zu und wir waren optisch sehr angetan von ihrem Zustand und deshalb sehr überrascht, dass sie jetzt nicht mehr wollte. Komm gut rüber und freue Dich auf ein Wiedersehen mit deinen Geschwistern Cleo und Eberhard

Wir werden Dich nie vergessen, liebe Minna

Ruhe in Frieden

❤️❤️❤️

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