Rosa – Chesapeake Bay Retriever

Ausgesetzt um zu Sterben ????🥵😢😔

An einem Sonntag Mitte November 2022 wurde die Tierrettung Vorpommern-Greifswald zu einem Einsatz nach Sundhagen gerufen. Urlauber hatten beim „Austreten“ abseits der Bundesstraße eine an einem Baum festgemachte Hündin entdeckt.

Das war wahrscheinlich ihr großes Glück. Die nächsten Gehöfte liegen Luftlinie ca. 500m entfernt und der Plattenweg ist somit nicht sehr hoch frequentiert. Dazu musste man noch hinter einem von Waldarbeitern aufgeschichteten Holzstapel gehen, um sie zu entdecken. Nicht unbedingt die Art der Entsorgung, bei der Hoffnung auf eine Entdeckung des Hundes mitschwingt.

Zuerst dachten die Retter, der Hund könnte weggelaufen sein und die Leine hätte sich verfangen, aber die Art der Befestigung sprach eine deutlich andere Sprache. Der Leiter der Tierrettung suchte noch die Gegend ab, es hätte auch ein Unfall sein können, „der Halter hätte seinen Hund kurz gesichert und ist dann gestürzt oder etwas ähnliches“, so seine Hoffnung. Doch er fand nichts dergleichen vor.

Wie lange der Chesapeake Bay Retriever dort schon verweilte, konnte man eventuell aus den vom Baum abgekratzten braunen Stücken schätzen bzw. auch am abgemagerten Zustand. Wir gehen davon aus, dass sie dort bestimmt schon zwei Tage angebunden war. Die Tierretter sicherten die Hündin und versuchten sie in der näheren Umgebung in einem Tierheim unterzubringen. „Anklam war belegt und die anderen erreichten wir nicht, so dass wir froh waren, sie in Labömitz in guten Händen zu wissen“, so der Leiter der Tierrettung

Dort am späten Nachmittag angekommen, wurde der traumatisierte Hund an unsere Leiterin Conny übergeben. Wahrscheinlich der Moment, in dem die Hündin beschloss, dass sie sich Conny anschließt. Wir stellten sie unserer Tierärztin vor, die sie dem ersten Anschein nach als gesund einschätzte.

Nach Rückkehr auf den Hof schlug dann wieder die deutsche Bürokratie in Persona Ordnungsamt Amt Miltzow zu. Die Hündin wurde auf der Gemarkung Sundhagens, nicht wie angenommen in der Zuständigkeit Grimmens aufgefunden und die haben einen Vertragspartner für Fundtiere. Wir sollten uns kümmern, dass die Hündin zum entsprechenden Tierheim verbracht wird, so der Tenor des ersten Telefonats. Eine Hündin, die vermutlich tagelang an einen Baum gekettet, erst die Tierretter erlebte, dann die Tierhofmitarbeiter, dann die Tierärztin, sollte nun wieder in ein Transportfahrzeug verfrachtet werden, dann zurück in die Fundregion und von dort in ein Tierheim und wieder neue Menschen. Natürlich ging es ums liebe Geld. Wir als Verein waren uns sofort einig, wir verzichten auf eine Bezahlung und tragen die anfallenden Kosten zum Wohle des Tieres selbst.

Es folgten einige Wochen, in denen wir uns erst einmal mit der seltenen und nicht ganz leichten Rasse des Chesapeake Bay Retrievers auseinandersetzten, sie langsam an andere Menschen heranführten und vor allem intensive Recherche über die Herkunft von Rosa betrieben – denn ROSA ist ihr tatsächlicher Name, was wir durch einige Hinweise auf unseren ersten FB-Post aus Kanada erfuhren. (Chesapeake Bay Retriever)

Parallel dazu liefen bei uns natürlcih die Bemühungen den Eigentümer zur ermittlen. Dazu stellten wir eine Strafanzeige wegen Tierwohlgefährdung, die aber mangels Aussicht auf Ermittlungserfolg eingestellt wurde.

Wir selber gaben nicht auf und bekamen die Daten. Was wir können, sollte auch….. doch das wollen wir hier nicht weiter ausführen.

Also versuchten wir für Rosa das „Fürimmerzuhause“ zu finden.

Ende Dezember wurde Rosa in ein sehr vielversprechendes Fürimmerzuhause auf Probe vermittelt. Leider war ein gefahrloses Zusammenleben mit den beiden vorhandenen Katzen nicht möglich, so dass sie nach zwei Wochen wieder bei uns auf dem Tierhof einzog. Wir brauchten ca. eine Woche, um sie aus dieser Enttäuschung wieder herauszuholen. Sie war merklich wesensverändert. Aber es gelang uns.

Auch durch die Unterstützung vieler Rosafreunde, die sich Zeit für sie nahmen. Einige seien besonders erwähnt. Meinert Sörensen, der ihr die Furcht von den Männern nahm und selbst viele Stunden mit ihr auf Tour war. Dann Daniel Stich, der an Langstreckenmärschen teilnimmt und mit Rosa trainiert. Kathi Richter, die Rosa viele Stunden betreute und sie auch mit zu sivh nach Hause nahm. Steffi Bauerschäfer, die oft vor der Arbeit erschien und nach Rosa schaute und natürlich darf unsere gute Seele Andi Wilewka nicht fehlen, er war tägliches Pendant zu Rosa, vor allem, wenn Conny nicht auf dem Hof war.

Selbst Besuche aus Rostock von Uwe Worlitzer und Freundin Mandy Pagel erfreuten unsere kleine Berühmtheit.

Rosa freute sich inzwischen über jeden Besuch, es gab kaum Ausnahmen, sie fand den Weg zu den Menschen zurück.

Ende Februar 2023 erhielten wir aus Finnland eine völlig verrückte Anfrage: Ob wir Rosa zu einer Interessentin in die Nähe von Helsinki bringen würden, da sie selbst nicht zu uns kommen könne. Sie würde die kompletten Kosten vorstrecken. Wir wogen alle Eventualitäten ab, schätzten die Chancen 70/30 ein und fanden in Sylvia Meenke und Paul Bensemann (Hovawarte vom Schmollensee) zwei ähnlich Verrückte wie uns, die bereit waren, das Abenteuer mit uns zu wagen. Also hieß es Koffer packen und Abschied nehmen

So ging es an einem Montag in der Nacht gegen 2 Uhr mit dem Auto los in Richtung Finnland. Wir durchquerten Polen, Litauen, Lettland und Estland, setzten mit der Fähre über und waren nach rund 1600 km mit Rosa in ihrem zweiten eventuellen „Fürimmerzuhause“.

Nach 2 intensiven Tagen, vielen Gesprächen und Tests stellten sich leider die 30% als unschönes Ergebnis heraus – es passte leider nicht wie von allen erhofft und da wir Rosa nicht um jeden Preis in Finnland lassen wollten, nahmen wir sie wieder mit zum Tierhof zurück.

Dort angekommen herrschte eigentlich mehr Freude als Ärger über die verpasste Gelegenheit. So sehr auch jeder von uns ihr das neue Zuhause gewünscht hatte, irgendwie waren wir alle froh, sie doch nicht so weit entfernt zu wissen.Mit Daniel ging es wieder auf Touren um die 25 Kilometer. Bei Meinert lernte sie noch die Angst vorm Wasser zu verlieren. Mit Steffi ging es auf Kuscheltouren. Und natürlich war immer noch Conny das Maß aller Dinge für die bildhübsche Hündin.

Die Suche startete erneut. Diesmal war ein Interessent aus Duisburg favorisiert. Großer Hof, eingezäunt, Single ohne Tiere und Hunde erfahren. Der ausgefüllte Fragebogen klang gut und so hofften wir auf sein Erscheinen auf Usedom. Doch leider hatte der Interessent einen Unfall und konnte die lange Strecke aufgrund ärztlichen Verbots nicht Autofahren. Die Heilung lies auf sich warten und meistens kommt es anders als man denkt. So auch hier, eine Chesapeake Bay Retriever Hündin wurde in seine Umgebung angeboten und somit fand diese ein neues Zuhause.

Inzwischen wurde Rosa sogar schon Fotomodell, Anne Hartleb eine Musherin aus Thüringen machte ihr Hobby zum Beruf und einige Aufnahmen vür uns von Rosa – doch seht selbst. (Anne hartleb – Adventurearts)

Also weitersuchen. Rosa lernte täglich hinzu, ihre weltweite Fangemeinde wuchs und suche ein „Fürimmerzuhause“ für sie. Conny war ihr nach dem Finnlandtrip noch mehr ans Herz gewachsen, aber da Conny eine Hündin namens Kaya ihr eigen nennt, fiel diese Option aus.

Und wenn man dann nicht mehr weiter weiß, öffnet sich irgendwo eine Tür und ein „Wunder“ geschieht. Tiffany und Thomas, zwei zugezogene Neu-Insulaner tauchen auf dem Tierhof auf. Thomas hatte Rosa auf Facebook verfolgt und hatte sich in sie verliebt. Nun endlich nahm er sich ein Herz, Tiffy an die Hand und Rosa wurde besucht. Rosa war sofort von der Ruhe, der Ausgeglichenheit der beiden Heringsdorfer angetan und freute sich auf jeden ihrer Besuche. Die Entscheidung war schnell getroffen, Rosa kommt zu Tiffy und Thomas. Doch zuerst hieß es noch die Hürde Vermieter und Mitbewohner zu überzeugen. Nach einigen Tränen und unruhigen Tagen wurde auch diese Hürde umschifft.

Am Samstag, den 25. März 2023 war es denn endlich soweit und es hieß „Good bye und auf Wiedersehen… ❤️🐕“

Rosa ging ins „Fürimmerzuhause“. Von Beginn an herrschte eine besondere Bindung zwischen Tiffy und Thomas sowie unser Prinzessin Rosa. Viele Spaziergänge, Besuche sowie Einholung von Genehmigungen lagen zwischen Kennenlernen und dem heutigen Tag. „Drum prüfe, wer sich für ewig bindet….“

Und das Beste, sie bleibt in Heringsdorf. Wiedersehen gesichert.

Und wie, als wenn es auch von oben gewollt war, bei der Abholung lachte der Himmel und zeigte sich im schönsten Blau

Wir wünschen Euch alles Gute und eine schöne und lange gemeinsame Zeit

Abschied muss nicht immer traurig sein

Liebe Rosa, heute ist der Tag gekommen, wo sich unsere Wege wieder trennen, worüber ich mich sehr freue. Und ich bin überzeugt, dass es diesmal für immer sein wird ❤️

Mitte November bist Du laut und wütend bellend in unser Leben gestürmt. Wer konnte es Dir verdenken? Warst Du doch ausgesetzt und an einen Baum gebunden worden. In den gut vier Monaten bei uns hast Du mich viel gelehrt und oft herausgefordert – vorallem emotional. Angefangen bei Deiner Rasse – Chesapeake Bay Retriever, sagte mir bis dahin so gar nichts. Viele Menschen habe ich bei der Spurensuche nach Deiner Herkunft und der Suche nach einem geeigneten Zuhause kennengelernt. Noch viel mehr haben an Deiner Geschichte Anteil genommen. Du hast mir gezeigt, dass ein Hund mit Ruhe, Geduld und Liebe, Stück für Stück ein Trauma überwinden und wieder Vertrauen fassen kann, Du kluger, lieber, fordernder Sturschädel. Ich werde Deine Augen und wie Du mich angeschaut hast nie vergessen. Ich werde DICH nie vergessen ❤️ (…und immer für Dich da sein…) Deine Conny

ZURÜCK

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert