Welpen sind immer etwas Großartiges, solange man die Arbeit und Verantwortung für junges Leben nicht scheut. Schmusen und Kuscheln und viel Spaß sind garantiert, über die anfallende Arbeit und die Mühen der Gesunderhaltung sowie die soziale Prägung macht man sich keine Gedanken.
Doch der Reihe nach.
Am 17. Dezember 2021 gegen 09.10 Uhr klingelt das Tierhofhandy und eine Frau klagt über familiäre Probleme und sucht ein Zuhause für elf 11 Welpen + Muttertier. Die Welpen erblickten am 03.12.21 das Licht der Welt.
Wir dachten kurz nach, denn der Tierhof war nicht winterfest und die Aufzucht von elf kleinen Leben unter diesen Bedingungen kein Zuckerschlecken. Als die Hundebesitzerin dann ca. zwei Stunden später auf dem Hof erschien, war die Entscheidung gefallen, wir gingen die Sache – zwar mit einem mulmigen Gefühl – an. Im nachfolgenden Gespräch stellte sich heraus, das eines ihrer Kinder die Hoftür aufgelassen hatte und es so zu einem ungeplanten Deckungsakt durch einen Rüden im Ort kam.
Fazit dieser drei Monate: unglaublicher Stress gepaart mit Glück pur. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Wende für den Tierhof, wir werden bekannt.
I
Gegen 11.15 Uhr holten wir zusammen mit der Tierrettung Vorpommern-Greifswald die 11 Welpen sowie ihre Mutter Emmy in Dargen ab.
Schon auf der Rückfahrt wurde die behandelnde Tierärztin konsultiert und weitere Schritte und Termine besprochen.
Nach Ankunft auf dem Tierhof wurden in kürzester Zeit Zwinger und Wurfkiste zur
Erstversorgung hergerichtet.
Das Glück kam uns dann einen Tag später ins Haus. Sylvia Meenke, Desiree Blessin und Paul Bensemann, erfahrene Züchter von Hovawarten, boten ihre Hilfe an, die wir dankend annahmen. Damit war die Fachkompetenz in der Aufzucht gesichert. Fragen über Welpenaufzucht, Information/Beratung bzgl. Futter, Unterbringung usw. waren abgesichert.
Hovawarte vom Schmollensee https://www.vomschmollensee.de/
Nun hieß es erst einmal, die elf kleinen „Fleischklösse“ zuzuordnen. Sei es für die spätere Wurmkur, Erkennung bei Durchfall etc.
Es ging los, abwechselnd besetzten wir die Früh- und Nachtschicht. Die Spätschicht übernahmen die Experten und tagsüber das diensttuende Team mit einer Vielzahl an ehrenamtlichen Helfern. Im weiteren Verlauf der Aufzucht versuchten wir immer wieder Informationen über Impfstatus der Mutter, Tierarztbesuche, mögliche Erkrankungen oder auch einfache Dinge wie Eigentumsverhältnisse etc. zu erfahren. Fehlanzeige. Die zu diesem Zeitpunkt dreijährige Mutter Emmy schien noch nie untersucht oder geimpft worden zu sein. Ein weiteres Risiko für die elf Welpen, die dadurch von der Mutter keine Abwehrstoffe durch die Muttermilch bekommen konnten. Das Einzige, was wir herausfanden, war die Tatsache, dass die ehemalige Besitzerin schon in der 3. Trächtigkeitswoche bei einer Tierärztin zur Ultraschalluntersuchung war, um die Anzahl der Welpen festzustellen.
Und als dann am 20. Dezember die Besitzerin des angeblich Zufallsdeckrüden auf dem Hof erschien, um ihre Ansprüche an den versprochenen zwei Welpen als Deckgeld geltend zu machen, verschwamm auch so langsam die Mär vom „aus Versehen geöffneten Tor“. Das verfestigte sich noch, als dann eine Bekannte auf dem Hof erschien, die von der Besitzerin der Hündin im Gespräch erfahren hatte, dass Emmy trächtig sei und sie ca. 9000 Euro Einnahmen erwarte.
Natürlich mussten die Welpen auch nach draußen. Somit wurde kurzfristig ein Außengehege an die Scheune gezimmert und eine Tür eingebaut. Damit fand die Mittagsversorgung auf dem Hof statt und die Welpenstube konnte ohne elf Wuseler gereinigt werden.
Doch zurück zu dem positiven Dingen. Die Welpen wuchsen, sorgten für viel Arbeit in der inzwischen – in Rekordzeit – fertiggestellten Welpenstube. Gefühlt konnte jede Stunde die Stube gereinigt werden, der Stuhlgang funktioniert bestens. Alles lief zu unserer Zufriedenheit. Dann kam der Jahreswechsel und plötzlich traten Probleme bei der Mutter auf. Emmys Temperatur stieg auf 40,4 Grad Fieber und kein Tierarzt war zu erreichen. Letztendlich bekamen wir aus Greifswald den Tipp, Gesäuge kühlen und fiebersenkende Mittel, die auch für Menschen geeignet sind, zu verabreichen. Wir also alle Schränke durchsucht und im Abstand von zwei Stunden die Mutter versorgt. Zwei Nächte in Sorge, da Emmy immer noch elf Welpen an zehn Zitzen versorgte. Es ging alles gut und die Welpen gediehen weiterhin prächtig.
Die ersten Anfragen trudelten ein, die Welpen hatten neben Paten nun auch erste Interessenten. Alle wurden gut versorgt und hatten viele soziale Kontakte.
Die Welpen lernten Geräusche, Silvester hatten sie bereits live erlebt, Regen und Schnee sowie diverse Geräusche vom Band. Autofahren mit den Paten, Leine und Geschirr und die vielen anderen Tiere auf dem Tierhof bereicherten ihr Wissen.
Dann kam die Zeit der Auszüge. Schweren Herzen, aber in dem Wissen, das sie in gute neue Zuhause ziehen würden, ließen wir sie ziehen.
Der Kontakt zu den meisten der Welpenfamilien besteht und wir freuen uns über ihre Entwicklung. Die „Pupertiere“ bringen ihre Besitzer das ein oder andere Mal zum Verzweifeln, aber eigentlich sind fast alle sehr glücklich mit ihren Vierbeinern.
Wir bedanken uns für die Unterstützung der vielen fleißigen Helfer, die wir nicht alle namentlich erwähnen, weil dann bestimmt einer vergessen wird.