Benjamin, der TV Star aus Labömitz

Benjamin, „a Star was born“ oder „wie hübsch ein Ziegenbock doch sein kann“ 

Eigentlich keine lange Lebenszeit, doch aufgrund von „Fachkräften“ aus dem Jobcenter bekam er falsche Nahrung (Baumkuchen) und verstarb früh. „Ich habe dem Verrückten klange Zeit nachgetrauert, so einen gab es nur einmal“, so Uschi. Doch lest selbst, was Euch Benjamin über seine Tierhofzeit zu erzählen hat.

Dank der Gründerin des Hofes Uschi Wetzel können wir auch immer wieder auf die Anfänge zurückschauen und eine Rückblicke zu Geschichten vor unserer Zeit hier einstellen. Sie unterstützt und mit schönen Rückblicken, so auch auf den Ziegenbock Benjamin, der vom 20.04.2002 bis 27.07.2008 auf dem Tierhof lebte.

Mein Name ist Benjamin und ich bin eine Ziege. Ich bin als Drilling zur Welt gekommen. Ich habe zwei Schwestern, die leben aber bei meiner Mutter. Ich will nicht sagen, dass ich eine Rabenmutter habe, denn zu meinen Schwestern ist sie sehr lieb, nur mich wollte sie nicht haben. Also hat sie mich nach der Geburt bei Seite gelegt und sich nicht um mich gekümmert. Daraufhin ist meine zukünftige Familie gekommen und haben mich mitgenommen. Ich kam in ein großes Haus, wurde versorgt und konnte dann neben dem Bett schlafen. Hatte ich wohl doch mehr Glück als gedacht. Meine Schwestern mussten draußen in einer Hütte schlafen und ich konnte die Wärme der Stube genießen.

Ständig wurde nach mir gesehen und ich bekam ein Babyfläschchen mit Milch. Die war lecker. Besser als die Milch meiner Mutter. Ich beschloss: Hier bleibe ich. Sollen doch die Weiber meiner Sippe zusammenbleiben, ich mache hier mein Ding. Das leidige an der Angelegenheit war nur, dass ich wohl ein wenig krank war, also musste ich zum Arzt. Es war eine sehr nette Ärztin. Sie war lieb zu mir, aber die Spritzen versauten mir das schöne Gefühl. Da mich aber jeder mit ruhigen Worten tröstete, dass es so sein muss, sonst hätte ich keine Chance zu überleben musste ich als Ziege das wohl glauben.

Wichtig war für mich nur, dass die Menschen mich nicht wieder zu den anderen Ziegen stecken. Ich habe beschlossen, etwas Besonderes zu werden.

Ich durfte weiterhin die Nächte neben dem Bett von Uschi und Bernd verbringen, bekam regenmäßig meine Milch. Was will „Ziege“ mehr, einfach traumhaft.

Eines Nachts beschloss ich, das Bett mal auszuprobieren. Wie alles schlief, habe ich mich ganz vorsichtig auf die Bettkante gelegt. War das wohlig weich. Besser als mein Strohbett. Aber es dauerte nicht lange, da kam eine Hand und stellte erschrocken fest, dass da etwas liegt, was da nicht hingehört. Au weia.

So kam es zum Umzug in die untere Etage und raus aus dem Schlafzimmer. Aber auch gut. Ich erhielt mein eigenes Zimmer. Mit großen Fenstern und ich hatte alles im Blick.

Dann eines Tages bekam ich eine eigene Toilette. Sprich eine Schale mit Streu. Dies war nun mein persönliches WC. Großartig. Hat wahrscheinlich auch kein anderer Ziegenbock. Ich bin etwas Besonderes. Und dann stand da auch noch ein Stuhl. Interessant. Mal sehen, was ich damit anfangen konnte. Man kann daran rumknabbern, ihn durch den Raum schieben oder sich einfach darauflegen. Prima, wieder etwas Neues. So kam es, dass ich der einzige Ziegenbock war, der einen Stuhl hatte. Er wurde mein ständiger Begleiter. Ohne meinen Stuhl ging gar nichts. Egal, ob ich außer Haus arbeiten musste, der Stuhl war immer dabei.

Aber auf meine geliebte Flasche wollte und konnte ich nicht verzichten. Obwohl schon etwas größer, war es doch sehr angenehm. Und die Milch war auch immer warm. Welche Ziege hat schon das Glück, ein warmes Getränk zu erhalten. Das behalten wir bei, war meine Reaktion.

Mit den Tagen wurde ich immer vertrauter mit meiner Umgebung. Die Tiere, die hier mit mir lebten, waren meine besten Freunde. Nachts, wenn ich manchmal Lust dazu hatte, schlief ich auf einem Hasenkäfig. Der stand in meinem Zimmer rum und warum sollte ich den nicht als Bett benutzen. Wozu war der denn sonst da. Also rauf und schlafen.

Und eines Tages war helle Aufregung im Haus. Irgendwie wurde von Fernsehen gesprochen. Ich habe keine Ahnung, was das ist, aber alle waren wie durch geknallt. Und dann kamen sie. Ein Team mit Kamera und Mikrofon. Und alles nur meinetwegen. Bin ich denn so bekannt. Und soll ich jetzt auch noch berühmt werden. Ich weiß zwar nicht, was das ist, aber mal sehen was draus wird. Der sogenannte Regisseur gab Anweisungen, die ich befolgen sollte und es funktionierte eigentlich ganz gut. Erst einmal raus aus dem Haus und auf den Hof. „Na gut, mach ich halt mit“. Spielen war meine große Leidenshaft und mit den anderen Tieren erst recht. Dann sollte ich über den Hof. Gut. Aber erst ein kleiner Abstecher bei den Gänsen. Die hatten immer so leckeren Weizen und den wollte ich mir auf dem Weg nicht entgehen lassen. Also rüber über den Zaun und erst mal den Gänsen gezeigt, wer der Boss ist. Weizen war gut, aber dann musste ich auch schon weiter.

Die wollten doch tatsächlich, dass ich mich zu den anderen Ziegen geselle. Sind die denn noch ganz richtig. Ich, und zu den anderen Ziegen!!! Ich bin doch keine Ziege, ich bin ein Mensch. Und das will nur keiner wahrhaben. Aber alles half nichts, ich musste da rein. O Gott, wie schlimm. Die sehen komisch aus. Sehen Ziegen immer so aus? Na gut, für eine Einstellung im Film, werde ich das wohl über mich ergehen lassen.

Aber die Ziegen waren auch blöd. Wie ich sagte, ich bin keine Ziege, antworteten die nur, dass ich nicht ganz richtig im Kopf wäre und sie nichts mit mir zu tun haben wollten. Da hatte ich aber genug und bin einfach abgehauen. Das muss ich mir nicht antun. So arrogante Ziegen. Das haben sie nun davon. Ich bin der Star und sie sind nur die Statisten.

Der Regisseur war begeistert von meiner Leistung. Er meinte, ein Naturtalent. Schön zu wissen, wo sind die Angebote. Ich bin bereit.

Dann gab es noch eine Einstellung mit meiner Menschenmama Uschi und dann konnte ich endlich wieder auf meinen Hasenkäfig schlafen gehen. Auch das wurde noch gefilmt. Und dann hatte ich aber auch genug. Zuviel Arbeit schadet. Und ich wollte es nicht übertreiben. So schlief ich selig ein.

Die Tage vergingen und ich hatte so mein ruhiges Leben. Tagsüber war ich an der frischen Luft, aber abends musste und wollte ich wieder in meine gemütliche Stube. Dann nahm ich mein Abendessen ein und schlief dann selig auf meinem Stuhl ein.

Manchmal passierte es, dass Menschen einfach die Tür zu meiner Stube öffneten. Die haben nicht schlecht geguckt, wenn dann plötzlich ein Ziegenbock dahinterstand. Ich muss wohl so furchteinflößend ausgesehen haben, dass die Menschen die Tür gleich wieder zuknallten. Ich war besser als jeder Wachhund. Ist auch logisch, mit einem Hund rechnet jeder, aber mit einer Ziege?

So gingen die Monate vorbei. Ich wurde älter. Aber ich wollte nichts an meinem Tagesablauf ändern. So tat ich alles, dass man mich nicht rauswarf. Ich war eigentlich schon zu groß fürs Haus, aber ich fand Mittel und Wege meine Daseinsberechtigung zu untermauern. Morgens nach dem Aufstehen war mein erster Blick aus dem Fenster. Und wehe, wenn es nicht schön war. Da konnte ich aber einen Beleidigten machen und alle nahmen mir ab, dass es unmöglich wäre, so ein armes Geschöpf im Freien übernachten zu lassen. Und wenn es regnete, na da hatte ich aber Angst einen Tropfen abzubekommen. Jedes Wetter, außer Sonnenschein, war nicht gut für mich. Regen, Schnee und heftiger Wind, nichts für Benjamin.

Und dann kam der Tag, an dem ich wirklich richtig arbeiten sollte. Zumindest war es für mich Arbeit. Wir gingen auf ein Fest. Ich wurde da in eine kleine Umzäunung gesetzt, natürlich war mein Stuhl dabei, und alle beäugten mich. Das Schöne daran war, dass es viele Menschenkinder gab, die ihr Essen, sprich ihre Brötchen, mit mir teilten. Das war ein Spaß.

Aber auch der schönste Spaß hört auf, wenn man nicht seinen Mittagsschlaf halten kann. Ich also auf meinen Stuhl und allen Leuten mein Hinterteil zugedreht. Die waren vielleicht komisch. Haben ständig gerufen und es nicht verstanden, dass ich meinen Schönheitsschlaf brauche. Von nichts kommt nichts. Und wer schön sein will, muss auch was dafür tun. Also ließ ich mich nicht stören und nach einer kleinen Pause war ich auch wieder nett zu den Leuten.

Nun hatte ich mich aber so gut angestellt, dass wir das öfter machten. Zwischenzeitlich war auch der Bericht im Fernsehen gelaufen, und viele Leute haben mich wieder erkannt. Toll wenn man berühmt ist. Ich bekam auch eine Autogrammkarte. Nur mit dem Unterschreiben hat es nicht so richtig funktioniert. Aber viele Kinder freuten sich, wenn es eine Karte mit meinem Astralkörper gab. Ich war nun mal der schönste Ziegenbock Usedoms.

Zur Winterzeit ging es dann tatsächlich auch auf einen Weihnachtsmarkt. Den ersten Tag hatte ich noch mit viel Spaß verbracht. Aber am zweiten Tag, war die Laune schon gedämpft. Was ich nicht wusste, der Markt dauerte tatsächlich vier Tage. Am dritten Tag wollte ich erst gar nicht mehr mitfahren. Ich weigerte mich meine schöne Stube zu verlassen. Aber alles zicken half nichts, mit roher Gewalt wurde mir ein Halsband angelegt und rein ins Auto. Na wartet, wenn ihr nicht akzeptiert, dass ich keine Lust mehr habe, ihr werdet schon sehen. Und ich zeigte es ihnen. Ich legte mich in die äußerste Ecke und rührte mich nicht vom Fleck. Keine Lust auf Brötchen, oder anderes Futter. Ich wollte nur meine Ruhe. Abends wieder nach Hause, und dann schlafen. Am nächsten Morgen nochmal das gleiche. Ich wieder rein ins Auto und den ganzen Tag beleidigt. Das war dann Weihnachten. Schöne Bescherung.

Aber auch der größte Stress geht einmal vorbei und Weihnachten ist nur einmal im Jahr. Und die restlichen Tage kann ich machen, was ich will, dachte ich….. Zwischenzeitlich kamen immer wieder kleine Feste, auf denen man mich sehen wollte. Berühmt sein ist doch nicht so lustig. Aber wer A sagt, muss auch manchmal B sagen.

Und dann kam der Tag meiner Veränderung. Ich hatte schon tagelang gehört, dass draußen irgendetwas vor sich ging. War aber nichts zu sehen. Und dann sah ich es. Die hatten tatsächlich ein Haus für mich allein gebaut. Aber ich wollte das gar nicht. Ich wollte weiter in meiner gemütlichen Stube bleiben. Nicht ausziehen. Nicht weg aus der gewohnten Umgebung. Wollten meine Menschen mich nicht mehr? Und das neue Haus hatte noch nicht einmal eine Heizung. Was sollte im Winter passieren? Sollte ich etwa krank werden?

Aber meine Menschen hatten kein Einsehen. Das Wetter war schön warm und sie meinten jetzt wäre die Zeit, ich war immerhin schon 4 Jahre alt, auf eigenen Füssen zu stehen. Ha, wie sollte das gehen? Ich allein in der bösen, bösen Welt. Obwohl, nun brauchte ich nicht mehr auf das Haus aufpassen und Menschen erschrecken. Ich konnte machen, was ich wollte. Ich konnte schlafen und Blödsinn machen. Freiheit ich komme! Es war eine neue Erfahrung, so allein. Aber auch schön. Die abendlichen Geräusche waren schon schön. Es gab jetzt viel zu entdecken und zu erfahren. Vieles kannte ich noch nicht.

Und jetzt bin ich ein stattlicher Ziegenbock, der sehr bekannt ist und so sein Leben genießen kann. Ich werde zwar nicht mehr ins Haus zurückkönnen, aber das will ich auch nicht. Das Leben ist so auch sehr schön. Und ich habe meine Menschen immer um mich rum. Welche Ziege kann schon auf so eine schöne Zeit zurückblicken.

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